Ortmann - Managment in der Hypermoderne Kommentar
Aus Leowiki
In dem buch wiederholt sich vieles von dem, was Ortmann bereits an anderer Stelle geschrieben hat. An beiden vorangegangenen Bücher, "Als Ob" und "Organisation und Welterschließung" kommt er dabei nicht heran. Im folgenden einige Stellen, die dennoch sehr spannend sind:
- zum Thema Blue-Ray vs. HD-DVD in FN 30 auf S. 68
- zur Überbietung, S. 100: "Synchronisch geht es darum, besser als die Konkurrenz, diachronisch darum, besser als gestern zu sein. Der Schub, der da durch Normalismus, Statistik, Messung, Vergleich, Benchmarking, Rankings und Ratings ausgelöst wird, ist gewaltig"
- zu Dogmen, S. 104: "Denkfiguren können zu Dogmen gerinnen, und Dogmen sind nichts anderes als kognitive Lock Ins."
- zu "self-ability", S. 135: "Mit dieser Fähigkeit hat es, so läuft Khalils Argument, eine eigentümliche Bewandtnis: sie ist nicht als Eigenschaft eines Akteurs ex ante gegeben, sondern stellt sich heraus oder nicht, und selbst ex post kann ihre Einschätzung nicht falsifiziert werden, weil die Fähigkeit sich inzwischen entwickelt hat. Dem Praxistest macht dies zu schaffen: "ability is a functiion of the testing of ability.' (Khalil 1997, 152) Ob etwa ein Ziel, das man sich gesetzt hat, genau an der Grenze der Fähigkeiten eines Akteurs lag oder darunter oder darüber, lässt sich ex post nicht bestätigen, denn: "One cannot repeat the test because the subject of the test, ability, would have mutated. Similar to chasing a moving target, as the agent attempts to repeat the past, self-ability develops because of the attempt.""
- zur Figur der Oszillation, S. 164: "Oszillation zwischen Zentralisierung und Dezentralisierung, flachen und steilen Hierarchien u.ä. nicht etwa Oszillation zwischen in der Zeit identisch bleibenden Polen bedeutet, sondern den Wechsel "zurück" zu einer Variante auf jeweils neuem, vielleicht höheren Niveau impliziert. Zentralisierung heute hat eine durchaus andere Form als Zentralisierung in den 1960er Jahren oder zu Max Webers Zeiten. 'So wird aus Oszillation die Figur einer in der Zeit sich erstreckenden Helix" (Fettdruck L.D.)
- Collins (1993) zitierend: "If persons do not have a common denominator (in ihrer Nutzenfunktion, Anm. L.D.), they may be rational in each sphere spearately but unpredictable in the way they jump from one sphere of action to another."
- ad Solidarität, S. 192: "Aber er (Collins 1993, Anm. L.D.) kann zeigen, dass Solidaritätsspiele kein freerider-Problem haben, weil "solidarity pay offs" für solche Beiträge anfallen, die zu erbringen schon in der individuellen Rationalität jedes Akteurs liegt."
- ad "communities of practice", S. 211: "Wenn es zutrifft, dass solche communities von einem gemeinsamen Verständnis ihrer Praxis, aber auch von Emotionen wie Praktikerstolz, Zugehörigkeitsgefühl und dem Gefühl, als Mitglied der Gemeinschaft anerkannt zu sein, getragen werden, und dass in ihnen außerdem eine Moral der gegenseitigen Hilfe jenseits bloßer Nutzenerwähgungen etabliert ist, dann leuchtet ein, dass es zwischen ihnen und der Logik formaler Organisation erhebliche Reubzbgeb gibt. Communities of practice sind Mavericks der Organisation" sowie S. 217: "Allerdings entwickeln sie (communities of practice, Anm. L.D.), wie am Fall der Open Source Community angedeutet, einen immanenten Hang zur Transzendenz von Unternehmensgrenzen in Richtung auf Innovationsnetzwerke, und das impliziert Nötigungen zu einer Art zwar immer noch partikularistischer, aber immerhin unternehmensübergreifender Vernunft und Moral, die hier partiell Abhilfe schaffen kann. schon das in I.8 erwähnte Konsortium SEMATECH, dessen Aufgabe im Management der Innovation in der Halbleiterindustrie liegt, ist dafür ein Beispiel. Ihm oblag, der Analyse von Brwoning et al. (1995, 113) zu Folge, "the development of a moral community (sic) in which individuals and firms made contributions to the industry without regard for immediate and specific payback" (Hervorh. G.O.)." (Fettdruck L.D.)
- S. 220: "Recht hat Luhamnn darin, dass der Einzug des Wirtschaftscodes in das Rechtssystem dieses letztere nach Art eines Parasiten gefährden kann und umgekehr. (...) Aus ökonomischer Sicht nun erscheinen Institutionen und Regulationen (nicht als Emanationen einer aufs Gemeinwohl bedachten Vernunft, sondern) als Resultierende gesellschaftlicher Auseinandersetzungen, in denen, wie Mancur Olson (1965) dargeting und die rent-seeking-Theorie wirtschaftstheoretisch ausgearbeitet hat, die wenigen, gut organisierbaren Großen - besonders: die großen Unternehmen - ungleich größere durchsetzungschancen und -interessen haben als die vielen Kleinen. Das gilt, mutatis mutandis, auch für die Mitarbeit in und den Einluß auf private governance regimes."
- zu Hirschmans "Exit, voice and loyalty", S. 228: "Die Stimme in der Organisation zu erheben, und wir können jetzt ergänzen, sie zu hören und darauf zu antworten, das eben ist für Hirschman der Vorzug von Unternehmen gegenüber gem Markt, der nur die Sprache des Geldes und der Preise kennt. Es bremst vorschnelle Abwanderung (exit) und dient berechtigter Kritik, es fördert Verbesserung, Reorganisation und Innovation, und es wird seinerseits gefördert durch Loyalität - Loyalität, die man nicht kaufen kann."