Hirschman - Engagement und Enttäuschung Exzerpt
Aus Leowiki
Hirschman, A. O. (1988): Engagement und Enttäuschung. Frankfurt/M.: Suhrkamp
„Ich meine, daß meine Untersuchung über das Ungenügen, das wir an unserer wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und politischen Ordnung empfinden, der Tradition Schumpeters zugerechnet werden darf.“
„Wesentlicher Ausdruck für den ‚Zeitgeist von 1968’ war das überraschend auftretende, überwältigende Interesse für öffentlich, politische Fragen, für Krieg und Frieden, für mehr Gleichheit, für die Beteiligung an politischen Entscheidungsprozessen. Diesem neu aufkommenden Interesse war eine langanhaltende Phase individuellen wirtschaftlichen Aufschwungs vorausgegangen, dem sich die Mehrheit der Bevölkerung jener Länder, in denen sich nun diese ‚rätselhaften’ Ausbrüche ereigneten, mit scheinbar völliger Hingabe gewidmet hatte.“ (S. 9; Anm.: Analogie zu den Stadtverwaltungen: „Revolution“ finde im „reichen“ München statt, nicht im „armen“ Berlin)
„Jeder Versuch der Konstruktion einer Zyklentheorie kollektiven Verhaltens steht vor einer schwierigien Aufgabe. Um überzeugen zu können, muß eine solche Theorie ‚endogen’ sein, das heißt, es muß gezeigt werden können, dass eine bestimmte Phase sich mit Notwendigkeit aus der vorangehenden ergibt“ (S. 10)
„[V]on außen wirksam werdenden Einflüsse und Kräfte, welche dieses oder jenes Verhalten nach sich ziehen, müssen natürlich in jeder auf Vollständigkeit bedachten historischen Untersuchung über Veränderungen kollektiven Verhaltens enthalten sein. Traditionsgemäß wird ihnen denn auch in solchen Untersuchungen der entscheidende, oftmals sogar der alleinige Einfluß zugeschrieben. Diese herkömmliche Verfahrensweise ist Grund genug, hier einmal den umgekehrten Weg einzuschlagen: nämlich die Aufmerksamkeit auf sonst eher vernachlässigte Faktoren zu lenken, auf die inneren Triebkräfte, die hinter den genannten Verhaltensänderungen stehen könnten. Es handelt sich dabei um eben jene Faktoren, die für das massenhafte Auftreten eines Präferenzwandels bei Konsumenten bzw. Bürgern verantwortlich sind, wenn sie sich eine Zeitlang entweder in der Sphäre des privaten oder des öffentlichen Lebens bewegt haben und dann ihre dabei gemachten Erfahrungen einer wertenden Prüfung unterziehen.“ (S. 11, Herv. i. Orig.)
„Die seit Aristoteles bis hin zur Renaissance immer neu erörterte alte Gegenüberstellung unterschied zwischen der vita activa einerseits [...] und der vita conteplativa andererseits. [...] Ich Unterscheide hier vielmehr in modernerem Sinne, zwei verschiedene Formen von aktivem Leben: die eine ist die traditionelle vita activa, die ganz der politischen Arbeit gewidmet ist, die andere ist darauf gerichtet, sich selbst und der eigenen Familie ein besseres Leben schaffen zu wollen, wobei mit ‚besser’ hier vor allem vermehrter materieller Wohlstand gemeit ist.“ (S. 13, Herv. i. Orig.)
„Die Summe der insgesamt vorhandenen Enttäuschungen könnte dagegen sehr wohl im Zeitablauf schwanken, wenn wichtige soziale Gruppen simultan bestimmte neue Erfahrungen als Käufer und Verbraucher von politischen und anderen Gütern machten und das Enttäuschungspotential dieser Erfahrungen überdurchschnittlich groß ist.“ (S.22)
„Es gibt also offensichtlich Grenzen für jene Art der Selbsttäuschung, welche die Theorie der kognitiven Dissonanz unterstellt.“ (S. 24)
„Der Grund für das geringe Interesse der Ökonomen für das Enttäuschungspotential von Konsumerfahrungen ist ihre klassische Annahme ‚vollkommener Information’. Dieser Annahme zufolge stimmen Verbraucher ihre Kauf-Akte und ihre Zeitverwendung dadurch ab, dass sie ihre Präferenzen, die ihnen vollständig bekannt sind, mit den ihnen, so wird angenommen, ebenso wohlbekannten Konsummöglichkeiten zur Deckung zu bringen. Unter diesen unrealistischen Bedingungen ist die Vorstellung, dass man erst im Verlauf einer Reihe von Konsumhandlungen seine wirklichen Bedürfnisse entdeckt und dass die zuvor gehabten Präferenzen sich infolgedessen wandeln können, beinahe er definitionem ausgeschlossen.“ (S. 25, Herv. i. Orig.)
„Daß überflüssige Konsumgüter gekauft werden und daß damit Enttäuschungen verbunden sind, gehört nun einmal zum ‚tâtonnement’ des Marktgeschehens, und dieses ähnelt mehr als wir wahrhaben wollen jener allgemeinen Lebenserfahrung, die William Blake bei der Zeile im Sinn hatte: ‚You never know what ist enough unless you know what is more than enough.“ (S. 27)
„Sowohl die Ökonomen als auch die Soziologen gehen bei ihrer Erforschung des Glücks davon aus, dass der einzelne Mensch eine geordnete Reihe festgesetzter Ziele verfolgt oer sich nach einem vorgegebenen und ihm auch bewußten System von Werten verhält. Ich halte die Vorstellung, dieses sei die Art und Weise, in der Männer und Frauen handeln, für falsch. In diesem Essay versuche ich, eine Welt zu verstehen, in der die Menschen überzeugt sind, sie wollten etwas ganz Bestimmtes, um dann, wenn sie es erreicht haben, zu ihrer Bestürzung festzustellen, daß dieser Wunsch keineswegs so groß war wie sie angenommen hatten, oder daß sie das gewünschte gar nicht wirklich haben wollen und daß sie, ohne es vorher gewußt zu haben, eigentlich etwas völlig anderes wollen.“ (S. 29, Herv. i. Orig.)
„[D]aß manchmal Teile der Bevölkerung in die Arena es öffentlichen Lebens drängen, kann so ausschlaggebende historische Folgen haben, daß diese besondere Form des Wechsels von einem Lebensbereich zum anderen, mag er auch nur von einem Bruchteil der Gesamtbevölkerung unternommen werden, für das bessere Verständnis der Bedingungen sozialen Wandels von großer Bedeutung ist.“ (S. 30; Anm.: Zentrale Begründung für die Beudeutung und den großen Einfluss von New Social Movements auf sozialen Wandel, erklärt sehr gut auch die Bedeutung von NSM bzw. der FOSS-Bewegung im Münchner Fall)
„Meiner Meinung nach [hat] der besonders große Spielraum menschlicher Gesellschaften für negative Entwicklungen seinen Grund in einer ihrer entscheidenden Errungenschaften: in einem über das bloße Überleben hinausgehenden Überschuß an Möglichkeiten der Lebensgestaltung.“ (S. 31)
„ein gewisser Widerspruch zwischen Lust und Behagen: das Behagen muß zugungsten der Erfahrung von Lust zeitweise geopfert werde.“ (S. 35)
„Die im Konsumtionsprozeß sich stofflich auflösenden Güter regen insofern nicht nur besonders angenehme Empfindungen an, sondern sind überdies besonders resistent gegen Enttäuschungen. Die römischen Kaiser wußten offenbar sehr wohl, was sie taten, wenn sie die Massen mit Brot und Spielen versorgten: beide sind, sobald man sie genossen hat, dahin und hinterlassen keine körperliche Gestalt, gegen welche die Verbraucher Enttäuschung, Langeweile oder Angst kehren könnten, die sie vielleicht empfunden haben oder noch empfinden.“ (S. 37)
„Smith war buchstäblich gespaltener Meinung über die Wohlstandskultur seiner Zeit und deren Ausbreitung. [...] Meiner Meinung nach ist auch der Versuch einer Versöhnung dieser Widersprüche ganz überflüssig: entsprechen doch Adam Smith’ ambivalente Beurteilungen denen ganzer Generationen von westlichen Intellektuellen gegenüber dem zugleich gepriesenen und geschmähten materiellen Fortschritt.“ (S. 56-57)
„[D]ie Ablehnung gegenüber der ‚Konsumkultur’ ist keineswegs eine Erfindung oder das Monopol der sechziger Jahre unseres Jahrhunderts.“ (S. 60)
„Worin sind nun die Hauptursachen für die Feindschaft gegen neue Produkte zu sehen? [...] Andere Argumente gehören gerade deswegen zusammen, weil sie sich diametral widersprechen. Das muß übrigens ihrer Überzeugungskraft keinen Abbruch tun. Im Gegenteil, solche Argumente werden Gruppen mit entgegengesettzten Ideologien und Interessen ansprechen. Zwei solcher archetypischer Argumentationspaare sollen das verdeutlichen. Das erste geht auf die jahrhundertelange Auseinandersetzung über den ‚Luxus’ zurück. [...] Einer der Gründe ist, daß die neuen Güter, sobald untere gesellschaftliche Schichten sie erwerben oder Anspruch darauf erheben können, eine Bedrohung für die gesellschaftliche Ordnung oder Hierarchie darstellen. [...] [E]in scharfsinniger Geist wie Frank Tannenbaum (im Jahre 1962) diese These wieder hervorzog und behauptete, daß in den USA entwickelte ‚mechanische Geräte’, vom Automobil bis zu ‚Zahnpasta, Kugelschreiber und moderner Wasserleitung’ wahrhaft subversive, revolutionäre Auswirkungen auf die ‚klassengespaltenen Sozialstrukturen ..., die in Lateinamerika und große Teilen der übrigen Welt vorherrschen’, haben würden. [...] Man fühlt sich hier geradezu an Marx und Schumpeter erinnert, die bekanntlich den zutiefst umwälzenden Charakter des kapitalistischen Systems hervorheben. [...] Ganz anders [...] ist die folgende Begründung für die ablehnende Haltung gegenüber dem Neuen: Da wird behauptet, daß es zumindest anfangs die wohlhabenderen oberen Schichten sind, die sich die neuen Dinge leisten können, und so stehen diese Güter unter dem Vorwurf, sie vergrößerten die sichtbare Kluft zwischen Arm und Reich.“ (S. 61-63)
„Die Argumentationslage hinsichtlich neuen materiellen Wohlstands ist also paradox: kommt er der Mehrheit der Bevölkerung zugute, dann befürchten die Konservativen eine Gefahr für die gesellschaftliche Ordnung. Kommt er ihr aber nicht zugute, dann sind die Proressiven über die wachsende Ungleichheit des Konsumniveaus entsetzt. Und da eindeutige Beweise für das eine oder andere nie zu haben sind, ist bei neuen Güten und neuem Wohlstand, wie sich häufig genug gezeigt hat, mit Anklagen und Beschuldigungen von beiden Seiten zu rechnen.“ (S. 63; Anm.: Ist das wirklich ein Paradox? Unterstreicht dieser Sachverhalt nicht nur die Bedeutung der Verteilungsfrage für die positive oder negative Wendung kapitalistischer Wirtschaftssysteme?)
„Aber es gibt auch eine andere Kritik, die [...] die angebotenen Güter nicht als nichtig und wertlos [relativiert], sondern ihre Bedeutung [...] vielmehr steigert, und zwar, indem die Güter als mögliche Träger von Unheil und ihre Erfindung oder Herstellung als Frevel dargestellt werden. Wahrscheinlich ist dieser Vorwurf der älteste von allen. Er findet sich in zahlreichen großen Mythen, vom Sündenfall und der Vertreibung aus dem Paradies bis hin zur Bestrafung des Prometheus für die Erfindung des Feuers, von der Büchse er Pandora bis zur vielköpfigen Hydra. Im Mittelpunkt aller dieser Mythen steht die Idee der verbotenen Erkenntnis und die Erwartung des verheerenden Unheils, welches demjenigen droht, der sich über dieses Verbot hinwegsetzt. [...] eine moderne Fassung dieser alten Vorstellung von der verbotenen Erkenntnis ist uns durchaus gegegenwärtig, und zwar in Gestalt der negativen und schädlichen Nebenwirkungen zunächst vielgepriesener, massenhaft produzierter neuer Güter – Nebenwirkungen wie Luftverschmutzung durch Autoverkehr, Gesundheitsschäden durch pharmazeutische ‚Wunderdrogen’, oder gar der Verlust wirtschaftlicher und politischer Autonomie aufgrund der Abhängigkeit von Rohstoffimporten. Man folgert daraus, jeder Fortschritt schaffe mit derartigen Nebenwirkungen mehr Probleme als er bewältigt. [...] Es ist sogar denkbar, daß einigen der neuen Güter die fragwürdige Ehre zuteil wird, gleichzeitig zum Gegenstand beider Einwände zu werden, an die ich hier kurz erinnert habe: sie wären dann als Neuerungen belanglos und könnten dennoch die ernstesten Umweltschäden hervorrufen. [...] Haushaltsspraydosen, die die Ozonschicht der Atmosphäre gefährden.“ (S. 64-65, Herv. i. Orig.)
„Hirsch nennt diese Güter ‚positionale’ Güter, da sie in gewissem Grade in der Absicht erworben werden, die gesellschaftliche Position ihres Besitzers in der sozialen Hierarchie zu signalisieren. Schon von Veblen werden diese Güter unter dem Begriff des ‚demonstrativen Konsums’ (conspicuous consumption) ausführlich behandelt; [...] aber Hirschs eigener Beitrag besteht in dem Nachweis, daß solche Güter häufig Irrlichtern ähneln, insofern sie den Verbraucher dazu verführen, ihnen nach Kräften nachzujagen, um ihm dann jedoch in dem Augenblick zu entschlüpfe, da er meint, genügend materiellen Wohlstand erworben zu haben, um sie zu ergreifen. [...] Die tiefe Wahrheit, die in einer berühmten Bemerkung von Shaw enthalten ist: ‚Es gibt im Leben zwei tragische Erfahrungen: die eine ist, daß man nicht bekommt, was man sich sehnlichst wünscht, die andere, daß man es bekommt.“ (S. 67-68, Herv. i. Orig.)
„Dort [...], wo der Bereich des Öffentlichen als eine der möglichen Alternativen zum Privaten gesehen wird – denn natürlich gibt es daneben nochandere, wie die Suche nach Schönheit, Wahrheit oder nach Gott – dort liegt es nahe, daß die Enttäuschung über das ‚Konsumglück’ sich zugungsten öffentlichen Engagements niederschägt. Inwieweit es dann auch in die Tat umgesetzt wird, hängt wohl davon ab, ob sich ein Anlaß, sich für eine ‚gute Sache’ einzusetzen, findet oder anbietet: damit haben wir es jedoch mit einem jener exogenen Faktoren zu tun, die ich aus meiner Darstellung eigentlich ausklammern wollte.“ (S. 71; Herv. i. Orig.; Anm.: Die Stelle macht die Notwendigkeit und Bedeutung eines Artefakts, eines externen Anlasses für sozialen Wandel deutlich, der, vgl. das Linux-Beispiel, aber durchaus sozial konstruiert sein kann.)
„In dem Buch Abwanderung und Widerspruch habe ich die These vertreten, daß jedem Verbraucher zwei Haupttypen aktiver Reaktionen auf Unzufriedenheit zur Verfügung stehen. Eine davon ist ‚Abwanderung’, und nur diese Reaktion findet bei den Ökonomen Beachtung und wird von ihnen für einzigartig wirksam gehalten.“ (S. 71, Herv. i. Orig.; Anm.: Beim Wechsel der Softwareumgebung in München kommen Abwanderung und Widerspruch auf eine eigentümliche Art und Weise zusammen, zumindest insoweit mit der Abwanderung ein politischer Akt verbunden ist. Siehe auch das nächste Zitat)
„[N]ormalerweise bezeichnen ‚Abwanderung’ und ‚Wierspruch’ ganz verschiedenen Reaktionsweisen, während sie im soeben geschilderten Fall [politisches Engagement als Reatkion auf Konsumenttäuschung, Anm. L.D.] auf ein- und dieselbe Handlungsweise hinauslaufen. [...] Die Äußerung von ‚Widerspruch’ aber ist in vielen (wenn auch nicht in allen) Fällen ohnehin gleichbedeutend mit politischem Handeln.“ (S. 72)
„Die durchgemachte Enttäuschung bietet ihm gewissermaßen eine Leiter, auf deren Sprossen er aus dem privaten Bereich heraus in die politische Arena steigt. An späterer Stelle werden wir ähnlichen Leitern begegnen, welche die Rückkehr aus dem öffentlichen in en privaten Bereich erleichtern – zum Beispiel korrupte Praktiken öffentlicher Amtsträger.“ (S. 73, Herv. i. Orig.)
„Das Überwechseln vom öffentlichen zum privaten Leben ist, wie das achte Kapitel zeigen wird, ein Weg, der häufig von einer Ideologie geebnet wird, die eigennütziges Handeln zur gesellschaftlichen Pflicht erklärt.“ (S. 74, Herv. i. Orig.)
„[M]an kann mehrere Präferenzordnungen gleichzeitig in sich tragen und daher vor dem Problem stehen, entscheiden zu müssen, nach welcher davon man leben will. [...] [Harry G. Frankfurt] unterscheidet dort zwischen Wünschen, Bedürfnissen und Willensäußerungen erster Ordnung, welche sich in alltäglichen Verhaltensweisen und Entscheidungen einer Person ‚ablesen’ lassen, und Bedürfnissen zweiter Ordnung, also dem Bedürfnis, bestimmte Bedürfnisse zu haben, das mit den Bedürfnissen erster Ordnung nicht notwnedig übereinstimmt“ (S. 76-77, Herv. i. Orig.)
„Bedürfnisse zweiter Ordnung oder Meta-Präferenzen erlangen eigenes Gewicht daher in Zeiten eines wirklich sich herausbildenden, wenn auch langwierigen und beschwerlichen Wandels von einer Handlungsweise zur anderen. [...] Aus der erzählenden Literatur kennen wir das dort häufig verwendete Verfahren, eine wichtige, neue Pfade erschließende Entscheidung einer Person in der Weise überzeugend darzustellen, daß schon zuvor bestehende Zweifel und Bedenken über das bisherige Handeln (also eine Art Bedürfnisse zweiter Ordnung) mit einem auslösenden Ereignis oder Erlebnis verknüpft werden. (S. 79; Anm.: Entspricht dem Konzept von „small events“ bzw. „critical juncture“)
„Grundlegende Veränderungen auf individueller wie gesellschaftlicher Ebene lassen sich offenbar nur dann wirklich begreifen, wenn wir irgendwie auf eine Verknüfpung ‚wesentlicher’ mit ‚zufälligen’ Faktoren Bezug nehmen. […] [J]eder einscheidende Wandel der Entwicklungsrichtung setzt ein außergewöhnliches Zusammentreffen vieler begünstigender Bedingungen voraus, so daß eine solche Änderung tückblickend überdeterminiert erscheint, während doch tatsächlich jede dieser Bedingungen notwendig war, um den Bruch zustande zu bringen.“ (S. 80, Herv. L.D.; Anm.: Sehr gute Konzeptionalisierung des „small event“-Gedankens von Hirschman.)
„Einschneidende Neuorientierungen der Lebensweise lassen sich demgemäß am besten nach dem Muster einer Verknüpfung von bereits vorhandenen, die Neuorientierung begünstigenden Bedürfnissen zweiter Ordnung mit einem den Wandel dann auslösenden Ereignis begreifen.“ (S. 80, Herv. i. Orig.)
„Man ist versucht, einfach zu unterstellen, daß je heftiger die Enttäuschung ist, ceteris paribus um so einschneidener auch die Reaktion auf sie und der Präferenzwandel sein werden. Instinktiv hat man aber das Gefühl, daß mit dieser Erklärung etwas nicht stimmt: keine Enttäuschung über ein Fleischgericht, mag sie auch noch so tief sein, kann zureichend den Entschluß erklären, Vegetarier zu werden.“ (S. 81, Herv. i. Orig.)
„Manchmal mag die Ursache dafür, daß Bürger mit hohem Sozialstatus sich der Politik zuwenden, darin liegen, daß sie von ihrem rein privaten Glücksstreben ernüchtert sind.“ (S. 83)
„Die hier betonten Enttäuschungen derjenigen, die zum ersten Mal an den Segnungen von neuartigen Konsumgütern teilhaben, liefern für die häufig beobachtete Entfremdung der zu neuem Wohlstand gekommenen Gruppen der Gesellschaft, die ihnen diesen Aufstieg ermöglicht hat, eine direktere und allgemeinere Erklärung [...] Vielleicht könnte man eine revolutionäre Situation eben dadurch definieren, daß in ihr die Unzufriedenheit der Besitzlosen mit der Enttäuschung der Besitzenden zusammenfällt.“ (S. 84)
„Ursache dafür ist die berühmte Erscheinung des ‚Trittbrettfahrens’: das Ergebnis (erfolgreichen) kollektiven Handelns ist ein öffentliches Gut, d.h. es kommt allen, ungeachtet der Frage, ob sie sich an seiner Erstellung beteiligt haben, gleichermaßen zu gute, und daher ist der einzelne versucht, seinen Beitrag in der Erwartung zurückzuhalten, daß andere sich schon darum mühen werden – was dann auch ihm zugute käme.“ (S. 86)
„[Mancur Olsonss] Buch stieß auf breite Anerkennung, welche es wegen der Klarheit der Analyse in der Tat verdiente, aber man hat die Diskrepanz nicht recht zur Kenntnis genommen, die sich zwischen der triumphierenden Theorie und der alsbald einsetzenden widerspenstigen Praxis auftat. Hierzu eie wissenschaftssoziologische Nebenbemerkung: Man könnte die paradoxe Vermutung hegen, die Tatsache, daß die nachfolgenden Ereignisse [die 68er Revolte, Anm. L.D.] Olsons Theorie widersprachen, sei gerade eine der Ursachen für den Erfolg seiner These. Nachdem diese Ereignisse einmal ihren Lauf genommen hatten, konnten jene zahlreichen Menschen, die von ihnen tief verstört waren, die Logik kollektiven Handelns zur Hand nehmen und in dem Buch gute und beruhigende Gründe dafür finden, daß die kollektiven Aktionen der sechziger Jahre eigentlich überhaupt nicht hätten stattfinden dürfen, daß sie daher vielleicht gar nicht so real waren, wie sie sich zunächst den Anschein gaben, und daß sie sich schwerlich je wiederholen würden. Insofern wurde der Erfolg des Buches durch die ihm widersprechenden späteren Ereignisse nicht etwa getrübt, sondern bei Lesern, die in diesen Ereignissen eine ganz unerträgliche Verirrung sahen, geradezu verstärkt. So können in den Sozialwissenschaften falsche Prophezeiungen den Grundstein für Ruhm und Erfolg legen!“ (S. 86-87, Herv. i. Orig.; Anm.: Problem des Trittbrettfahrens entspricht dem Problem des „Zirkels des Anfangs“, wobei zweiteres mit der Standardökonomik sogar noch schwerer zu erklären ist.)
„Ein genereller Einwand, der gegen Olsons Analyse – und gegen eine ganze Reihe von anderen Beiträgen zur ökonomischen Entscheidungstheorie – erhoben werden kann, besteht darin, daß in ihr die Subjekte zwar effizient, häufig sogar ingeniös und erfinderisch handeln, dabei aber keine Geschichte haben. [...] Nehmen wir den Fall, daß Zeit und Geld für die Vorgehensweise A anstelle von B aufwendet worden sind und daß zu dem entsprechenen Zeitpunkt, da deren Erfolg zwar noch nicht vielversprechend, aber auch noch nicht klar absehbar ist, eine weitere Entscheidung darüber getroffen werden muß, ob noch weitere Mittel für A verwendet werden sollen. Vermutlich wird hier die Entscheidung eher zugungsten der Fortsetzung von A ausfallen, und dabei ist dann durchaus öglich, daß gutes Geld dem schlechten hinterdrein geworfen wird. Die Gründe, das zu tun, können bis zu einem gewissen Punkt durchaus vernünftig sein; [...] Hierin liegt der Grund dafür, daß wir in unserer Reaktionauf die Lehren, die wir aus der Geschichte zu ziehen meinen, so oft in der entgegengesetzten Richtung übers Ziel hinausschießen.“ (S. 87-88, Herv. i. Orig.; Anm.: ‚Sunk Costs Argumentation; beachte auch die Fußnote 3 auf Seite 161, die davor warnt, diesem Problem durch tautologische Kosten-Nutzen-Vergleiche beizukommen)
„Berücksichtigt wird der ‚Abstoßungs-Effekt’ nur in einem einzige Bereich der ökonomischen Literatur, nämlich in Untersuchungen über Auswanderer. [...] Die Ursachen der Auswanderung sind demgemäß schon lange unter Berücksichtigung sowohl von sogenannten ‚Pull’-Faktoren wie von ‚Push’-Faktoren untersucht worden, wobei letztere ungefähr dem entsprechen, was ich den ‚Abstoßungs-Effekt’ genannt habe. Nicht zufällig stammt diese Sicht der Ursachen der Auswanderung aus einer Zeit, als die Kosten-Nutzen-Analyse und die Entscheidungstheorie noch in den Kinderschuhen steckten und daher einer solchen realistischen, wenn auch wenig formalisierten Behandlung des Themas noch nicht den Mund verbieten konnten. Ich möchte behaupten, daß das Problem kollektiven Handelns und politischer Partizipation weit weniger rätselhaft erscheint, wenn man ‚Abstoßungs-Effekte’ zur Erklärung heranzieht.“ (S. 89; Herv. i. Orig.; Anm.: Vergleiche auch den beträchtlichen Abstoßungseffekt, den Microsoft auf seine Noch-Kunden ausübt.)
„Die bisherigen Überlegungen zum Abstoßungs-Effekt freilich lassen an dieser Argumentation schon Zweifel aufkommen; denn sie implizieren, daß die Befriedigung, welche enttäuschte Verbraucher sich von ihrem Überwechsln ins politische Engagement versprechen, sich nicht nur auf die Ergebnisse beziehen, welche sie sich davon erhoffen.“ (S. 90)
„Einer er wichtigsten Reize politischen Handelns liegt in einer Besonderheit, die dem Hauptmerkmal der heutigen privaten Formen des Lebensgenusses völlig entgegengesetzt ist: Während in letzterem Bereich das Mittel, nämlich die Erzielung von Erwerbseinkommen, das zu diesen erfreulichen Aspekten des Lebens führen soll, vom eigentlichen Genuß ieser Freude deutlich geschieden ist, besteht eine so klare Trennung zwischen dem Streben nach ‚öffentlichem Glück’ und seinem tatsächlichen Genuß keineswegs. [...] Die Befriedigung, die schon das Streben nach öffentlichem Glück gewährt, steht der des tatsächlich erreichten Glücks kaum nach“ (S. 93)
„Gemeinwohlorientiertes Handeln gehört in dieser und in weiterer Hinsicht zur selben Kategorie menschlicher Tätigkeiten wie die Suche nach Gemeinschaft, nach Schönheit, Erkenntnis und Erlösung. Alle diese Tätigkeiten tragen, um eine etwas abgenutzte Redensart zu gebrauchen, ‚ihren Lohn in sich selbst’“ (S. 93-94; Anm.: Diese Form des Handelns als Selbstzweck scheint auch ein wesentlicher Bestandteil innovativen Handelns zu sein. Und gleichzeitig ist es diese Form des Handelns, die in neoklassischer Sichtweise als „irrational“ diffamiert wird.)
[Nach einem Zitat von Pascal, Anm.] „Die Besonderheit dieser Aktivitäten, das Ineinanderfließen, ja die Verwechselbarkeit von Weg und Ziel, kommt in diesem Satz Pascals besonders gut zu Ausdruck. [...] Sobald Weg und Ziel auswechselbar werden, versagt auch die säuberliche Trennung zwischen den Kosten und dem Nutzen kollektiven Handelns im öffentliche Interesse, da die Anstrengung im Dienste dieses Interesses, die ja eigentlich auf der Kostenseite auftauchen müßte, sich in Wahrheit als Bestandteil des Nutzens herausstellt. [...] In einer bestimmten Phase unseres Zyklus ist der Nutzen, den man aus kollektivem Handeln zieht, nicht die Differenz zwischen dem erhofften Ergebnis und den auf seine Erlangung verwendeten Anstrengungen, sondern die Summe beider Größen!“ (S. 94, Herv. i. Orig.)
„So gesehen, bedeutet die Neigung, sich als ‚Trittbrettfahrer’ zu verhalten, d.h. die Anstregungen für die Erzeugung eines öffentlichen Gutes, an dessen Nutzen man teilhaben möchte, anderen zu überlassen, nicht nur (wie die Metapher nahe legt) eine Schädigung der Allgemeinheit, in erster Linie schädigt der Trittbrettfahrer sich selbst.“ (S. 95, Herv. i. Orig.)
„Eine Verschmelzung der zeitlichen Abschnitte der ‚Kosten’ und des ‚Vergnügens’ ist jedoch besonders bei solchen Handlungen charakteristisch, die mit alltäglichem, privatem Konsum nichts zu tun haben, auch wenn sie nicht notwendig gemeinwohlbezogen sind. Am besten lässt sich das vielleicht am Beispiel von Wallfahrten verdeutlichen,...“ (S. 96, Herv. i. Orig.; Anm.: Erneute Betonung der Besonderheit von Handlungen, die als „Selbstzweck“ ausgeübt werden.)
„Warum Handlungen, die in der Regel als Kosten gelten, in einem anderen Kontext Eigenwert gewinnen, ist nicht leicht zu verstehen. Ein möglicher Erklärungsansatz liegt in der Unterscheidung vom alltäglichen und nicht-alltäglichen Handlungen. [...] Im Falle von nicht-alltäglichen Handlungen hingegen, wie etwa im Falle des politischen Engagments, herrscht immer beträchtliche Ungewißheit darüber, ob die Anstrenung auch von Erfolg gekrönt sein wird. Merkwürdigerweise erzeugt solche Ungewißheit nicht nur Angst. Handlungen, die kein festes Vorbild haben und deren Erfolg nicht gesichert ist, gelten als eigentümlich verdienstvoll: die Mühen, die man für sie aufbringt, erscheinen nun als ‚edles Streben’, und als gelte es, für die Ungewissheit zu entschädigen, verbindet sich dieses Streben selbst mit dem Gefühl, an einer angenehm erregenden Erfahrung teilzuhaben. (S. 97, Herv. i. Orig.; Anm.: Einfach nur „politisches Engagement“ durch Innovation ersetzen, und der Satz stimmt immer noch genauso.)
„Aber das Ineinanderfließen von Weg und Ziel, das für die Aufbruchsphase politischen Engagements so charakteristisch ist, läßt sich auch mit zwei weniger spekulativen Überlegungen erklären. Erstens: Politisches Handeln ist häufig die Folge eines radikalen Wandels der Wahrnehmung, vergleichbar einer Erleuchtung. [...] Zweitens gibt es auch die umgekehrte lustvolle Erfahrung. Sie stellt sich ein, wenn zwar nicht ich die Gesellschaft, meine Arbeit und meine Tätgikeiten jedoch mich selbst verändern und reifen lassen, ganz unabhängig von wirklichen Veränderungen am Zustand der Welt, die ich vielleicht bewirken mag.“ (S. 97-98)
„Möglich ist aber auch daß ein scheinbarer Erfolg erreicht wird, sich dann jedoch herausstellt, daß das Anliegen nach dem errungenen Sieg weitaus weniger überzeugend aussieht, als man erwartet hatte; die ‚gute Sache’ entwickelt eine Eigendynamik, sie ‚entgleist’ in den Augen der Vorkämpfer oder verwandelt sich in ein Ungeheuer, das ‚seine eigenen Kinder frißt’.“ (S. 103; Anm.: vgl. eine ähnliche Stelle in Manéz Sperbers „Wie eine Träne im Ozean“ im Gespräch zwischen Faber und Prof. Stetten)
„Die menschliche Fähigkeit, sich sozialen Wandel vorzustellen, ist bemerkenswert beschränkt. [...] Angesichts der Neigung des modernen Menschen, radikalen Wandel zu beschwören, und seiner Unfähigkeit, sich ein Bild von Zwischenlösungen un Halbheiten zu machen, bleiben die Ergebnisse politischen Wandels in der Regel hinter den Erwartungen zurück.“ (S. 104)
„Daß politische Aktivitäten die Zeit des modernen Staatsbürgers über Gebühr in Anspruch nehmen, hat Oscar Wilde treffend als Einwand gegen den Sozialismus formuliert. Er werde nicht funktionieren, sagte er, weil er zu viele freie Abende koste.“ (S. 108)
„Wie wir wissen, gibt es Menschen, die dieses Erlebnis nie wieder losläßt, für die das Leben ohne diese besondere – halb köstliche, halb tragische – Mischung von Tätigkeiten jeden Reiz verliert und für die Politik fortan das einzig vorstellbare Betätigungsfeld darstellt. Andere dagegen werden versuchen, einer Tätigkeit, die sie ‚aufzufressen’ droht, zu widerstehen und beim unversehens eingegangenen Überengagement setzt damit eine gegen die politische Tätigkeit gerichtete Reaktion ein.“ (S. 111)
„So könnte paradoxerweise die Ausbreitung der Ansicht, Politik bestünde im wesentlihen in Wahlen, zu einer niedrigen Wahlbeteiligung beitragen.“ (S. 120)
„Man kann sogar vermuten, daß die Gefahr der ‚Unterforderung’. Die mit den modernen demokratischen Institutionen inhergeht, eine der Ursachen für die Ausbreitung der manchen beunruhigenden Erscheinung der ‚Ein-Punkt-Bewegungen’ ist. [...] Insofern ist es möglich, daß ein politisches System, in dem ‚alles von Wahlergebnissen abhängt’, einer ganz anderen und für die Funktionsfähigkeit der Demokratie hintergründig bedrohlichen Art von politischer Betätigung Vorschub leistet.“ (S. 122)
„Wenn der Aufstand gerechtfertigt ist, solange es keine freien und allgemeinen Wahlen gibt – so die Auffassung der zeitgenössischen Republikaner –, dann kann man im Umkehrschluß die Einrichtung des allgemeinen Wahlrechts als ein Gegengift gegen revolutionäre Veränderung betrachten.“ (S. 124, Herv. i. Orig.)
„Anders gesagt, diese Kosten [der Einführung des Wahlrechts für politische Partizipation, Anm.] lasse sich nicht wesentlich dadurch senken, daß man an den Modalitäten der Wahl herumbastelt, sondern nur dadurch, daß neben dem Wahlrecht andere sinnvolle Möglichkeiten einer intensiveren Teilnahme am politischen Leben gedultet und gefördert werden.“ (S. 129)
„Das Problem des politischen Lebens ist also, kurz gesagt, daß es etweder zuviel fordert oder zu zahm und belanglos ist.“ (S. 130)
„So vermehrt und verstärkt die Korruption, die zunächst nur eine Reaktion auf die Unzufriedenheit mit öffentlichen Aufgabe ist, eben dieses Mißbehagen und bereitet damit den Boden für weitere Korruption. Am Ende dieser Entwicklung ist vom einstigen Gemeinsinn nichts mehr übrig.“ (S. 137; Anm.: Pfadabhängiger Prozess der Demotivation)
„Wie können wir lernen, öffentliche Aufgaben mit Enthusiasmus anzugehen, nicht jedoch mit Besessenheit und mit Heilserwartungen, die zu nichts anderem als zu Niederlagen und massiven Enttäuschungen führen können?“ (S. 147)
„Enttäuschung setzt eine vorangegangen Fehlentscheidung oder eine irrige Wahl voraus [...] So gesehen liegt meiner Geschichte nicht der ‚rationale Akteur’ der herkömmlichen ökonomischen Theorie zugrunde, sondern ein viel weniger vollkommener Akteur. Doch könnte ich für diesen Akteur auch ganz im Gegenteil in Anspruch nehmen, er sei dem rationalen Akteur der Ökonomen überlegen, weil er sich verschiedene Glückszustände vorstellen kann und imstande ist, über den einen hinauszugehen, um den anderen zu erreichen und so der Eintönigkeit einer permanenten Abhängigkeit aller Handlungen von einer einmal gegebenen und stabilen Präferenzordnung zu entgehen.“ (S. 148, Herv. i. Orig.)
Englisches Exzerpt
- Teil über Mancur Olson aus dem englischen Original "Shifting Involvements": “[W]e have been schooled for some time now in the multiple obstacles standing in the way of collective in comparison to individual action. One of these obstacles consists in the possibility that the costs of participation in collective action would exceed the benefits the participating individual could expect to derive from it. This is, for example, said to be the case in elections where the benefit the individual can expect to derive from the marginal efficacy of his vote is small in relation to the cost (primarily in time spent) of voting. This is the so-called voters’ paradox […] Drawing on the theory of public goods elaborated by a long line of economists from David Hume to Paul Samuelson, MAncur Olson came out in the mid-sicties with a forceful and influential formulation of this matter in his book The Logic of Collective Action“[W]e have been schooled for some time now in the multiple obstacles standing in the way of collective in comparison to individual action. One of these obstacles consists in the possibility that the costs of participation in collective action would exceed the benefits the participating individual could expect to derive from it. This is, for example, said to be the case in elections where the benefit the individual can expect to derive from the marginal efficacy of his vote is small in relation to the cost (primarily in time spent) of voting. This is the so-called voters’ paradox […] Drawing on the theory of public goods elaborated by a long line of economists from David Hume to Paul Samuelson, MAncur Olson came out in the mid-sicties with a forceful and influential formulation of this matter in his book The Logic of Collective Action. He showed how unlikely it is for individual citizens to participate in collective action even though the benefits of the prospective outcome of that action for the individual might exceed the costs of participation. The reason is the famous ‘free ride’ phenomenon: since the outcome of the collective action (assuming it is successful) is a public good that can be enjoyed by all regardless of prior participation, the individual is tempted to withhold his contribution in the expectation that one waits for the next person to jump first – and nothing happens. The o0nly way in which collective action groups such as public interest associations, unions, political parties, etc. can build up and maintain a large membership is by distributing along with the public goods, some ‘selective incentives’ which are defined as privately appropriable benefits such as subscription to magazines, insurance services, ans so on. Now it must be recalled that Mancur Olson proclaimed the impossibility of collective action for large groups […] at the precise moment when the Western world was about to be all but engulfed by an unprecedented wave of public movements, marches, protest, strikes, and ideologies. Olson’s book was widely praised, as indeed it deserved to be for the lucidity of its analysis, but the inconsistency between the triumphant theory and the recalcitrant practice that followed in its wake has escaped attention. […] In contrast to The Logic of Colletive Action, but aware of its strictures, I am trying to make sense of the periodic outbreaks of mass participation in public affairs and of collective action in general. […] A general criticism that can be levelled against the Olson analysis – and against much economic decision theory in general – is that its subjects, while efficient and often even ingenious and devious, are without a history. In fact, it is easy to think of situations in which the rule ‘bygones are bygones’ is not likely to be, nor should be observed. Take first the case where efforts and resources have been oured into policy A rather than B, and where the result, while none too promising, is not yet clearly apparent at the time when a new decision has to be made on whether to spend additional funds on A. Here the decision is likely to be biased in favour of continuing A, so that, quite possibly, good money will be thrown after bad. […] ‘sunk costs’ […] Returning to the argument here developed, take a group of people who have experienced a great deal of disappointment in their search for happiness through private consumption: they are infinitely more ‘ripe’ for collective action than a group that is just setting out on that search. […] This sort of ‘rebound effect’ can illuminate many of our social choices. It makes for an exaggeration of the benefits and an underestimate of the costs of action that provides a counterpoint to the action that has been taken previously and has turned sour. Another way of expressing the matter in the economist’s language is to say that once a transaction that one has entered into has turned out badly, a transaction with opposite characteristics may have negative transaction costs (alternatively, one might speak of transaction benefits). The transaction will in effect be subsidized – by none other than the transactor himself.” ” (S. 77-80), Herv. i. Orig.; Anm.: Positive Erfahrung/Geschichte mit Filesharing als Grundlage für politisches Engagement im Falle wirksamer Beschränkung von Filesharing durch Regulierung welcher Art auch immer >> historisch-kontingente Erklärung). He showed how unlikely it is for individual citizens to participate in collective action even though the benefits of the prospective outcome of that action for the individual might exceed the costs of participation. The reason is the famous ‘free ride’ phenomenon: since the outcome of the collective action (assuming it is successful) is a public good that can be enjoyed by all regardless of prior participation, the individual is tempted to withhold his contribution in the expectation that one waits for the next person to jump first – and nothing happens. The only way in which collective action groups such as public interest associations, unions, political parties, etc. can build up and maintain a large membership is by distributing along with the public goods, some ‘selective incentives’ which are defined as privately appropriable benefits such as subscription to magazines, insurance services, ans so on. Now it must be recalled that Mancur Olson proclaimed the impossibility of collective action for large groups […] at the precise moment when the Western world was about to be all but engulfed by an unprecedented wave of public movements, marches, protest, strikes, and ideologies. Olson’s book was widely praised, as indeed it deserved to be for the lucidity of its analysis, but the inconsistency between the triumphant theory and the recalcitrant practice that followed in its wake has escaped attention. […] In contrast to The Logic of Colletive Action, but aware of its strictures, I am trying to make sense of the periodic outbreaks of mass participation in public affairs and of collective action in general. […] A general criticism that can be levelled against the Olson analysis – and against much economic decision theory in general – is that its subjects, while efficient and often even ingenious and devious, are without a history. In fact, it is easy to think of situations in which the rule ‘bygones are bygones’ is not likely to be, nor should be observed. Take first the case where efforts and resources have been oured into policy A rather than B, and where the result, while none too promising, is not yet clearly apparent at the time when a new decision has to be made on whether to spend additional funds on A. Here the decision is likely to be biased in favour of continuing A, so that, quite possibly, good money will be thrown after bad. […] ‘sunk costs’ […] Returning to the argument here developed, take a group of people who have experienced a great deal of disappointment in their search for happiness through private consumption: they are infinitely more ‘ripe’ for collective action than a group that is just setting out on that search. […] This sort of ‘rebound effect’ can illuminate many of our social choices. It makes for an exaggeration of the benefits and an underestimate of the costs of action that provides a counterpoint to the action that has been taken previously and has turned sour. Another way of expressing the matter in the economist’s language is to say that once a transaction that one has entered into has turned out badly, a transaction with opposite characteristics may have negative transaction costs (alternatively, one might speak of transaction benefits). The transaction will in effect be subsidized – by none other than the transactor himself.” ” (S. 77-80), Herv. i. Orig.; Anm.: Positive Erfahrung/Geschichte mit Filesharing als Grundlage für politisches Engagement im Falle wirksamer Beschränkung von Filesharing durch Regulierung welcher Art auch immer >> historisch-kontingente Erklärung)