Kapitel 5: Der Kapitalzins.

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Kapitel 5: Der Kapitalzins.

„Umstände, die den Wert eines Produktes über den seiner Produktionsmittel erheben, so daß mit Hilfe der letzern ein Gewinn gemacht werden kann, kommen auch in einer statischen Wirtschaft vor. Auch in einer statischen Wirtschaft wird es Wertagien und ebenso Wertdisagien geben. Irrtümer und Glücksfälle, unbeabsichtigte und unerwartete Abweichungen der Ergebnisse der Wirtschaft vom Wirtschaftsplan, Notalgen und zufällige Überfülle – diese und viele andre Umstände können sie herbeiführen.“ (S. 341)

„Gleich hier aber sei hervorgehoben, […] denn sicher ist die industrielle Entwicklung zum mindesten die Hauptquelle des Zinseinkommens<ref name="ftn2">Nur die Regelmäßigkeit des Zinses stützt das Vorurteil, daß er statisch zu erklären sein müsse.</ref>.“ (S. 345; Fußnote i. Orig.; Anm.: vgl. Die Kennzahl Gesamtkapitalrentabilität, bei der die Fremdkapitalzinsen zum Erlös gerechnet werden, quasi also Gewinnanteil darstellen.)

„Als ein Resultat also können wir jetzt unsern fünften Leitsatz aussprechen: Der Zins ist ein Preiselement der Kaufkraft als Herrschaftsmittel über Produktionsgüter. […] Heute freilich liegt die Sache so, daß wir uns einer geschlossenen Phalanx so gut wie aller Theoretiker gegenübersehen. Und nichts macht ja einen Weg ungangbarer, als daß ihn eine lange Reihe von Touristen für ungangbar erklärt.“ (S. 361; Herv. i. Orig.)

„Weder durch Kreditgeldemissionen noch durch Goldentdeckungen kann ein Volk bereichert und blühend gemacht werden. Nichts Wesentliches läßt sich in letzter Linie durch Geldbewegungen erklären. […] Dieser Standpunkt involviert allerdings bereits eine Übertreibung, wie wir wissen. Daraus, daß Zins in letzter Linie für Güter gezahlt werde, folgt nicht, daß das Geld mit ihm nichts zu tun habe, ebenso, wie aus der Erkenntnis, daß Geldsummen nur Rechenpfennige seien, nicht folgt, daß sich keine wichtigen wirtschaftlichen Vorgänge daran knüpfen können.“ (S. 364-365)

„Jedes einzelne Darlehensgeschäft ist ein ‚echter und rechter’ Tausch. […] Die Analogie zwischen Darlehensgeschäft und Wechselarbitrage liegt nahe und mag dem Leser als eine gedankliche Stütze empfohlen werden. […] Der Kapitalist kann sich dann ein dauerndes Einkommen verschaffen, das sich in allen Stücken wie ein statisches verhält, obgleich seine Quellen individuell nicht dauernd und obgleich sie Resultate der Entwicklung sind.“ (S. 369)

„So ist es auch klar, daß der Darlehensmarkt nicht nur ebensowenig mit idealer Vollkommenheit funktioniert, wie jeder andre Markt, sondern daß er speziell darunter leidet, daß der Geldgeber Darlehen im allgemeinen – d.h. ohne Deckung und Bürgschaft – nur solchen Unternehmern gewähren könnte, die ihm bekannt sind und deren Pläne er einigermaßen versteht und billigt. Das erhöht natürlich die Schwierigkeit eines völligen Durchgreifens der freien Konkurrenz.“ (S. 383)

„[W]obei nochmals daran erinnert sei, daß die großen Reservoirs von für statische Zwecke überflüssigen Geldes sich erst infolge der Entwicklung bilden...“ (S. 386)

„Das Auftreten eines Unternehmers [erleichtert] das Auftreten andrer. […] [D]ie Widerstände, denen das Neue begegnet, [werden] um so geringer, je mehr eine soziale Gemeinschaft schon an das Auftreten von solchem Neuen gewöhnt ist und daß namentlich die technischen Schwierigkeiten der Gründung neuer Unternehmen deshalb geringer werden, weil einmal geschaffene Verbindungen mit fremden Märkten, einmal geschaffene Kreditformen usw. jedem Epigonen der ersten Pioniere zugute kommen.“ (S. 390; Herv. i. Orig.; Anm.: insbesondere Venture Capital und Konkursrecht von großer Bedeutung, Vorteile der USA in diesem Bereich)

„In einer dynamischen Volkswirtschaft ist die Höhe des Zinses ein so beherrschendes Faktum, ist der Zins so sehr der Barometer der wirtschaftlichen Gesamtsituation, daß Rücksicht auf ihn bei so gut wie jeder wirtschaftlichen Maßregel nötig ist udn daß er sich in jede wirtschaftliche Überlegung eindrängt.“ (S. 404)

„Man kann oft die Behauptung hören, jemands Geschäft ‚trage’ z.B. dreißig Prozent. Das ist natürlich nicht einfach Zins. Meist kommt derjenige […] nur dadurch zu diesem Resultat, daß er die Tätigkeit des Leiters nicht als besondern Aufwand, ihre Entlohnung daher nicht unter die Kosten rechnet. Außerdem kann aber ein so ein großer ertrag nicht schlechthin dauernd, er muß vielmehr aus länger oder kürzer dauernden temporären Elementen zusammengesetzt sein. Die Praxis des Geschäftslebens bestätigt dieses Resultat unsrer Auffassung auch vollständig. Denn welches Geschäft ‚verzinst’ sich denn auf die Dauer so hoch?“ (S. 407; Herv. i. Orig.)

„Der Ertrag jedes Betriebs schwindet nach einiger Zeit hin, ein jeder Betrieb sinkt, wenn er unverändert bleibt, sehr bald zur Bedeutungslosigkeit herab.“ (S. 407-408)

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